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Autos Technik

Oldtimer – Alte Liebe rostet doch

Wir kennen uns schon seit meiner Kindheit. Als ich dich das erste Mal sah, war ich sofort in dich verliebt; deine leuchtenden Augen, dein sportlicher Body. Ich war dir verfallen, aber noch zu jung, um die Tiefe meines Verlangens zu erkennen – so verloren wir uns aus den Augen.

1994 kurz vor meinem 18ten Geburtstag traf ich dich wieder. Ein Blick und die Begehrlichkeit war wieder geweckt. Du hattest zu der Zeit einen sehr schlechten Ruf, warst verschrien und man machte Witze über dich. Ich hatte damals nicht das Rückgrat, über das alles hinweg zu sehen und mit dir glücklich zu werden. Es folgten andere, mal länger, mal kürzer, vergessen könnte ich dich aber nicht mehr.

Es ist jetzt 7 Jahre her, als ein Freund uns durch Zufall wieder zusammenbrachte. Es war um mich geschehen. Seitdem gehören wir zusammen, deine Augen leuchten noch wie damals, du hast immer noch diese sportliche Figur und ich muss immer lächeln, wenn ich dich ansehe.

Der Winter war lang, wir haben nicht viel zusammen unternommen, ich war immer für dich da und habe mich um deine Belange liebevoll gekümmert. Es soll dir gut gehen und an nichts fehlen. Die Jahre sind an uns nicht spurlos vorbeigegangen. Ich bin jetzt 40 Jahre alt, du auch schon deutlich über 30 und nicht alles an dir ist original – aber das macht mir nichts.

Oldtimer Erwachen – der Frühling

Es ist ein sonniger, warmer Frühlingstag. Langsam öffne ich die Tür zu deinem Zimmer, ganz leise und vorsichtig. Wieder dieses Lächeln, wenn ich dich sehe. Ganz ruhig schlummerst du. Ich lasse meine Hand ganz sanft über deinen Body gleiten – so schöne Rundungen und du riechst so gut.

Bevor ich dich wecke und eine schöne Frühlingstour mit dir mache, noch ein paar Reisevorbereitungen: Luftdruck, Öl, Wasser, Batterie anklemmen und schon kann es losgehen. Ein Dreh am Zündschlüssel und schon springt der Motor an.

Die erste Ausfahrt bei schönem Wetter ist die beste im ganzen Jahr.

Oldtimer zu fahren ist schon besonders: Keine elektronischen Helferlein, kein ABS, Servo, ETC, AC, eFH usw. Autofahren pur einfach schön.

Mein Weg zum Manta Traum

Der Weg dorthin ist ein öliger, insbesondere wenn man wie in meinem Fall das Fahrzeug selber restauriert und Instand hält – irgendwas ist ja immer. Die Substanz war zum Glück sehr gut. Nur ein kleines Loch am Unterboden musste geschweißt werden. Den gesamten Unterbodenschutz mit Spachtel und Heißluftfön zu entfernen, hatte schon was meditatives. Zwei Wochenenden in der Garage verbracht und es war dreckig, aber ich war der entspannteste Mensch der Welt. Danach alles neu versiegeln und gegen Rost schützen.

Die Technik hat mir da schon mehr abverlangt: Achsen, Motor, Getriebe, Differenzial, Bremsen, Lenkung und alle Leitungen ausbauen, reinigen, zum Teil lackieren, zum Teil Pulver beschichten lassen. Der Motor wurde überholt, lackiert und komplett neu abgedichtet, das Getriebe lackiert und mit neuen Simmerringen und Kupplung wieder montiert. Die Achsen neu gelagert und gebuchst, dann neue Bremsen montiert und wieder in den Wagen eingebaut. Unzähliger Kleinkram, der bekanntermaßen unglaublich viel Zeit frisst, erledigt.

Dann der Termin bei TÜV. Morgens alles gecheckt und vor Ort zickt die Nebelschlußleuchte, echt jetzt?!? Leuchtmittel getauscht – alles gut. Die Abnahme als historisches Fahrzeug war auch geschafft.

H-Kennzeichen sind großartig: Pauschale Steuer, egal wieviel Hubraum oder Abgas der Wagen hat und die Versicherung ist auch günstig. Da darf es schon mal einen Tankfüllung vom Besten mehr sein, Fahren macht ja auch Spaß.

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Es ist schon ein Kulturschock aus meinem „ich trag dir den Arsch hinterher und fahre fast von alleine“ Neuwagen in meinen Oldtimer zu steigen. Der eine bringt dich von Hamburg nach Stuttgart und ich steige aus als ob nichts gewesen ist, fein klimatisiert und entspannt. Der andere haut mir auf Kopfsteinpflaster fast die Bandscheiben raus und lässt mich im Stau auf der Autobahn unbarmherzig schwitzten.

Die Faszination der alten Fahrzeuge, die Beherrschbarkeit der Technik, das unglaubliche Fahrgefühl lässt mich nicht mehr los. Einmal in die Szene eingetaucht, sind viele Veranstaltungen zu finden und daran teilzunehmen. Für alle aus und um Hamburg: Fahrt doch mal zur Oldtimertankstelle, wenn ihr auch an altem Blech interessiert seid – es lohnt sich bei gutem Wetter.

Angefangen hat alles mit Matchboxautos, dann ferngesteuerte und Modelautos. Autoschrauber war ich in meiner Freizeit schon immer, jetzt bin ich beim Oldtimer angekommen und es wird nicht der letzte sein. Männer und ihre Autos von klein auf an. Marke und Modell sind egal, es geht um die Leidenschaft, die Arbeit und die Hingabe, die in dieses in meinen Augen wundervolles Hobby investiert werden. Jeder Schrauber erhält mit seiner Arbeit und Leidenschaft auch ein kleines Stückchen automobile Geschichte. Wäre doch schade wenn nur Windkanaldesign auf unseren Straßen zu sehen wäre.

In diesem Sinne, ohne Kat durch die Stadt.

Bildnachweis /-credits: Vielen Dank an vollverschossen für die wunderbaren Photos!

Michael aka Mike // Norddeutscher Jung auf dem Dorf zuhause, Auto und Oldtimer Schrauber, Maschinennerd, Heimwerker rund ums Haus mit ausgeprägtem Helfersyndrom. Wenn ich es nicht reparieren kann ist es kaputt, Punkt! // Elekroniker Meister und Technischer Betriebswirt für den Lebensunterhalt nach Feierabend auf der Baustelle, Garage oder am Grill zu finden. Podcaster mit Leidenschaft und wenn die Zeit es noch hergibt Blogger. // Sturm ist es erst wenn die Schafe auf dem Deich keine Locken mehr haben.

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