Teil eins unserer Sportreise in die USA führte uns zu einem NHL (National Hockey League) Spiel, zu Deutsch Eishockey. Da wir uns auf Miami und Umgebung festgelegt haben, was das Reiseziel angeht, lautete die Partie: Florida Panthers vs Tampa Bay Lightning. Es war ein angenehm warmer, mit 28 Grad verbuchter Tag, den wir zunächst in Floridas größter Einkaufsmall Sawgrass Mills verbachten. Warum? Nun, die Mall liegt direkt neben dem Stadion, so dass die Parkplatzfrage auch direkt geklärt war. Ganz nebenbei hatten wir damit auch direkt eine Ausrede, warum wir shoppen mussten.
Ein NHL Spiel besuchen – lohnt sich das?
Um die Antwort direkt vorwegzunehmen – ja, unbedingt! Aber der Reihe nach… Auf dem Weg zum Stadion schmissen wir uns einfach in den Zuschauerstrom und waren direkt mitten im Geschehen. Die erste Erkenntnis war, dass es schön ist, wie friedlich und ausgelassen sich Fans unterschiedlicher Vereine gemeinsam auf ein Spiel und die damit verbundene Party freuen können. Schaut man – je nach Sportart – in unsere Heimat, so zeigen sich hier ja meist ganz andere Bilder. Als Teil des fröhlichen Mobs näherten wir uns dem BB&T Center, dem Stadion, machten die üblichen Fotos der beindruckenden Kulisse und waren schon direkt in Stimmung. Die Einlass Kontrolle lief reibungslos und binnen weniger Minuten fanden wir uns in den heiligen Hallen der Florida Panthers wieder.
Sir, could you please take off you Beenie.
Inmitten der allgemeinen Fan Geräuschkulisse fragte ich mich nach der freundlichen Aufforderung der leicht adipösen Security Dame: „Welcher Bikini?”… Aber das hat sich dann schnell geklärt 🙂
Im Stadion erwartete uns nicht mehr, aber auch nicht weniger, als in deutschen Veranstaltungen dieser Art. Klar blende ich an dieser Stelle aus, dass in Amerika in pucto Essen und Getränke sowieso alles XXL und präferiert eher fettig ist. Der eigentliche Unterschied besteht in der unfassbaren Stimmung, die bei solch einem Event in der Luft liegt. Von der ersten bis zur letzten Minute war das Spiel und Drumherum eine einzige riesen Party: Jeder fieberte mit, in den sehr vielen und kurzen Spielunterbrechungen tanzten, groovten und feierten die Leute zu wahren Powersongs und freuten sich, wenn sie auf dem großen Videocube zu sehen waren. Faktor 100 zu deutschen Verhältnissen – das muss man gesehen haben. …und dem kann man sich einfach nicht entziehen!
Was mich persönlich mit am meisten berührte war der Fakt, dass diese Spiele gleichermaßen auch einen sehr großen Familienaspekt beherbergen. So waren fast mehr Kids (jeglichen Alters) zu sehen, als Erwachsene. Vermutlich trug dies auch zur ausgelassenen Stimmung ohne jegliches Konfliktpotential bei. Es war einfach schön, wie die Familien gemeinsam das Spiel genossen und feierten, allesamt eingehüllt in Ihren Fanoutfits – jedoch bunt durchmischt und nicht stringent separiert.
Das eigentliche Spielgeschehen war natürlich nicht nebensächlich und bot alles, was man von einem Eishockey Spiel erwartet: Schnelle Spielzüge, viel Action, Spiel, Spaß und Spannung. Nur keine Schokolade. Wobei: Man muss festhalten, dass die Amis einfach wissen, wie sie einem das eh schon coole Event noch schmackhafter machen. „Sexy sells“ lautet die Devise. Die Pflege der Eisfläche in den Pausen wurde durch Victorias Secret anmutende Models erledigt, gleiches galt für die immer wiederkehrenden kleinen Fan Aktionen.
Und auch in Sachen Sponsoring sind die Amis Vorreiter. Es gab nichts, aber auch absolut nichts, was nicht in irgendeiner Form gesponsort gewesen ist: Von den Eismaschinen, über den Tackle des Tages bis hin zur Fight Cam – Vermarktung pur und dennoch rundete es das Happening einfach ab und machte den Abend unvergessen.
Ach ja, eines bleibt noch zu sagen. Vielleicht der einzige Kritikpunkt oder zumindest Überraschung: Die NHL Spiele, wobei wir ja nur eines gesehen haben… Also, DAS NHL Spiel war weitaus weniger hart und ruppig, als wir es erwartet hätten. Zugegeben, es gab diese 2-3 Szenen, wo die Spieler aufeinander losgegangen sind und selbst Kids im Alter von 5 in lauthalsiges „FIGHT, FIGHT, FIGHT“ ausgebrochen sind. Aber grundlegend war es ein eher sauberes, taktisches Spiel. Ob es hierfür Gründe gibt? Mag sein. Vielleicht, weil man nicht unnötig in Unterzahl spielen möchte oder es irgendwann mal Auflagen der NHL gegeben hat – es entzieht sich meiner Kenntnis. Aber als alter EA Sports NHL Zocker mit mindestens 6 Strafzeiten pro Spiel, garniert mit einigen faustbasierten Auseinandersetzungen, hatten wir etwas mehr Körpereinsatz erwartet. Zeiten ändern sich und das ist auch gut so.
Und für alle, die auch das Ergebnis interessieren sollte: Die Panthers haben in der Overtime sensationell mit 2:1 gewonnen und wir haben das Golden Goal natürlich live für Euch aufgenommen…
Was bleibt sind einzigartige Eindrücke und ein toller Abend!
Ein NHL Spiel live ansehen – Was gibt es zu beachten?
Für alle, die jetzt heiß geworden sind, im Rahmen einer bevorstehenden Reise nach Amerika auch ein Spiel vor Ort anzuschauen, haben wir eine kleine Checkliste zusammengestellt. Diese fasst die aus unserer Sicht wesentlichen (kleinen) Tipps & Tricks für einen unvergesslichen Abend zusammen:
Vor dem Spiel: Tickets, Anreise und Einlass
- Den Ticketkauf haben wir vorab über ticketmaster.com erledigt. Aber auch vor Ort hätte es an einem normalen Wochentag noch locker einige Tickets an der Kasse gegeben. Zu Orientierung: Mit 60-70$ pro Ticket seid Ihr gut dabei.
- Wenn es um die Frage der Sitzplatzwahl geht, so kann man sagen, dass nahezu alle Plätze einen guten Blick zu haben scheinen. Wir saßen schräg zum Spielfeld, in einer Kurve, mittlere Höhe – schaut die Bilder an – perfekte Sicht und dicht am Geschehen.
- Sucht nach Parkmöglichkeiten in Reichweite zum Stadion. Wie in Deutschland auch reiht man sich andernfalls in nicht enden wollende Schlangen ein und darf alle Fußgänger passieren lassen. Zudem spart man Geld.
- Der Einlass läuft absolut reibungslos und schnell. Dank diverser Eingänge und Metalldetektoren als Standard der Kontrolle, waren wir binnen weniger Minuten im Stadion. Und macht Euch keinen Kopf, wenn es zeitlich eng wird. Auch wenige Minuten vor Spielbeginn kommt man locker durch die Kontrolle und rechtzeitig an seinen Platz.
Das NHL Spiel
- Trotz verlockender Außentemperaturen ist es dringend zu empfehlen, sich nebst T-Shirt auch etwas Langärmliges, einen Hoodie oder Pullover, mitzunehmen. Nicht ganz unerwarteter Weise ist es in einem Eishockey Stadion per se schon kalt, die Amis setzen dem ganzen noch einen drauf und zeigen, was eine Klimaanlage alles bewirken kann – mit ihrem ewigen Hang zum Extremen.
- Checkt die Preise der Getränke, bevor Ihr bestellt. Ansonsten können auch mal schnell 14$ für ein Bier gezahlt werden. Diese Übersicht der Stadionpreise gibt einen guten Überblick.
- Saugt die Stimmung auf und macht mit! Die Amis sind verrückt und feiern das komplette Spiel. Als eher zurückhaltender Durchschnitts Deutsche muss man sich einfach öffnen und mitfeiern, andernfalls erwischt einen schnell mal auch die Fan-Cam des großen Videowürfels in der Mitte.
