Im Rahmen einer Reise nach Amerika gibt es ja so einiges zu beachten und im Vorwege zu klären. So war der naheliegendste Gedanke, dass wir nebst Blogberichten zu unserer US Sports Männertour eine „Checklist für eine Reise in die USA erstellen“. Eine kurze Google Recherche ergab jedoch schnell, dass der Bedarf mehr als gedeckt ist – Überraschung – und unsere Sicht der Dinge keinen Mehrwert bieten wird.
Aber wer kümmert sich eigentlich um die Daheimgebliebenen? Wer denkt an all diejenigen, die nicht Teil dieser großen Reise sind, zu Hause auf Kind, Hund und Katze aufpassen und während man selbst im Minutentakt neue Eindrücke gewinnt, in der Heimat den Alltag bestreiten? Richtig, niemand! Bzw. ich in diesem Fall.
Dabei möchte ich zunächst zwei grundlegende Personenkreise unterscheiden: Einerseits die Partnerin, andererseits alle anderen Menschen des eigenen Lebens. Warum? Nun, die Ziele der Urlaubskommunikation sind gänzlich unterschiedlich und ebenso verhält es sich mit den zu treffenden Maßnahmen.
„Sehnsucht und Herunterspielen“ – die Urlaubskommunikation des Mannes an seine Freundin oder Frau oder beide
Der Partnerin wollen, sollten(!) wir das Gefühl geben, dass der Urlaub nur eine halb so gute Option ist wie die Möglichkeit, einfach zu Hause in trauter Zweisamkeit zu bleiben, die Reise dummerweise aber schon gebucht ist, man seinen Kollegen jetzt auch nicht hängen lassen kann und die Zeit hoffentlich und ganz bestimmt sehr schnell vorbeigehen wird.
Phase 1 „Herunterspielen“: Wie bereite ich den Urlaub richtig vor?
In der zweitwichtigsten aller Phasen ist darauf zu achten, dass maximal ein verhaltenes gesundes Maß an Vorfreude nach Außen dringt. Die Maßnahmen Strategie der letzten Tage vor der Abreise lässt sich folgendermaßen zusammenfassen (mit der Bitte um Ergänzung Eurerseits via Kommentar Funktion):
- Sei öfter/ länger zu Hause als normalerweise
- Bringe Dich (noch mehr) in den Haushalt und Alltag der Partnerschaft ein, als sonst
- Bereite Deine Abreise im Stillen vor, so dass der Abschiedsschmerz überraschender und intensiver auf den Punkt kommt, als dass daraus eine tagelange Phase entsteht
- Packe dementsprechend erst am Abend vor der Abreise
- Frage nach etwas „Persönlichem“, was Du mitnehmen darfst, damit Du immer an sie denken kannst
- Antworte auf die Frage „Ob Du Dich schon freust“ stets verhalten und gib Ihr nicht das Gefühl, dass Sie eine Megasause verpassen wird, die DU erleben wirst. Hier empfehlen sich Sätze wie „Ich hatte noch gar nicht Zeit, mich richtig darauf zu freuen.“ oder „Ja, wird bestimmt schön aber auch anstrengend. Freue mich jetzt auch schon wieder auf zu Hause.“
- Laß eine kleine Aufmerksamkeit (Blumenstrauß, handgeschriebene Nachricht, Schokolade) zu Hause, die sie an Dich denken läßt – Achtung, dieser Punkt ist die Vorbereitung für Phase 2
- Nimm Dir 5 Minuten Zeit und überlege, womit Du Deiner Partnerin eine Freude machen kannst, wenn Du zurück bist. Der Besuch in einem Café, Shoppen gehen in der Stadt, Spaziergang an der See oder euer Lieblingsrestaurant. Wichtig ist, dass Du dies bereits VOR der Reise überlegst, da Du während des Männerurlaubs definitiv keine Zeit und Lust haben wirst, Dir darüber Gedanken zu machen, Du diese Idee jedoch für Phase 2 und 3 benötigst.
Phase 2 „Herunterspielen Teil 2“: Was ist während der ersten 2 Tage des Männerurlaubs wichtig
Die aus meiner Sicht wichtigste aller Phasen, die gleichermaßen den Grundstein für eine zufriedene Partnerin sowie einen erfolgreichen ungestörten Urlaub legt. Zunächst ein Überblick der grundlegenden Regeln, die es zu beachten gilt:
- Kommuniziere regelmäßig, mit einem Hang hin zu „zu oft“v
- Antworte schnell, hab also das Handy idealerweise dabei. Vielleicht nur nicht bei der Poolparty, da ein nasses kaputtes Handy eine Vollkatastrophe für den weiteren Verlauf wäre.
- Schreib zuerst und von Dir aus und „antworte nicht nur“
- Ruf auch 1-2 Mal an
Mit diesen einfachen Grundregeln bist Du in den ersten beiden Tagen zwar punktuell etwas vom eigentlichen Geschehen des Männerurlaubs abgelenkt, aber diese wenigen Minuten pro Tag sichern Dir einen stressfreien weiteren Verlauf und viel mehr Freiheiten, als Du Dir je erträumen konntest. Nun sind einige Männer gänzlich unkreativ, was solche Nachrichten angeht, deshalb verstehe ich meine Rolle hier mal als Dienstleister und gebe einige Vorlagen. Hinweis zur Sicherheit: Bitte ersetzt den Spitznamen Eurer Freundin (ansonsten könnte es unentspannt werden) und ergänzt nach Belieben Rechtschreibfehler und löscht die Zeichensetzung, damit es Eurem normalen Stil entspricht. Nicht, dass es zu abgetippt ausschaut:
- „Hey Schatz. Wie geht es Dir? Wir sind mittlerweile am Flughafen und der Flieger geht gleich. Schade, dass wir heute Morgen nicht noch mehr Zeit füreinander hatten und alles so schnell gegangen ist. Ich denke an Dich und hoffe, dass Du einen schönen Tag hast. Denk an Dich! Melde mich, sobald wir gelandet sind.“
- „Sind gerade gelandet und der Flug war ok. Melde mich, wenn wir im Hotel und so richtig angekommen sind. Was machst Du schönes? Vermisse Dich jetzt schon.“
- Dann idealerweise: Anruf! Wichtig ist hier eine Balance zwischen Begeisterung, Erschöpfung und liebevollem Vermissen… Ihr bekommt das hin, Männers!
- „Guten Abend Schatz (falls vorhanden = Kosename zweiten Grades, sprich selten und nur in besonderen Momenten verwendet). Haben etwas gegessen und die Gegend erkundet. Ist wirklich ganz schön hier. Werden den Abend jetzt in Ruhe ausklingen lassen und den morgigen Tag planen. Bin zwar gerade erst weg, aber freue mich jetzt schon, Dich wiederzusehen und in den Armen zu halten. Was hältst Du davon, wenn wir nach meiner Rückkehr einfach mal wieder Shoppen gehen und anschließend zu Luigis fahren, Pasta essen und in Ruhe einen Wein trinken? Hoffe, Du hattest einen schönen Tag und freue mich, wenn Du mir schreibst. Schlaf gut und träum von mir. Liebe Dich!“ (Hinweise: Die Aktivität ist durch Eure vorher überlegte Aktivität zu ersetzen, ebenso der Name des Restaurants, da es ansonsten erheblichen Erklärungsbedarf geben könnte.)
- Am Folgetag schreibt Ihr weiterhin einen gesunden Mix aus „nicht herunterspielen, wie cool der Urlaub ist“ mit gleichzeitigem Übergewicht des „Vermissens“ sowie der „Planung nach dem Urlaub“.
Sind die ersten beiden Tage in dieser Form überstanden solltet Ihr in der Regel eine zufriedene, emotional aufgeladene Freundin haben, die zwar zu Hause bleiben musste, jedoch weiß, dass Ihr in Gedanken bei Ihr seid. Perfekte Voraussetzungen, die Kommunikation in den Folgetagen und somit den wichtigsten Tagen des Urlaubs auf ein Normalniveau herunterzufahren. Ihr werdet merken: Diese wenigen zu beachtenden Dinge der Kommunikation in den ersten beiden Tagen legen das Fundament für einen sorglosen Urlaub sowie eine sorglose Partnerin daheim. Jetzt heißt es: In vollem Maße Spaß haben, Urlaub machen und genießen! Die Königsdisziplin ist es, täglich immer mal zwei bis drei Bilder des Urlaubs an die Liebste zu senden, damit Sie teilhaben kann. Macht hier auch kein Geheimnis daraus, wie schön es ist, sie wird sich für Euch freuen. Tipp am Rande: Landschaftsaufnahmen ziehen besser als Pool Parties…
Phase 3 „Vorfreude“: Wie laufen die letzten 2 Tage kommunikativ idealerweise ab?
Hier kann man nicht mehr viel falsch machen. Der größte Teil des Urlaubs ist vorbei, man hat sehr viel erlebt und konnte im besten Fall abschalten und hatte eine tolle Zeit. Die letzten beiden Tage stellt sich sowieso meist das Gefühl des „bald geht’s nach Hause“ ein, Gedanken des Packens schleichen sich hier und da unter sowie grundlegende Dinge, die man vor der Abreise noch zu bedenken hat. Mit anderen Worten: Irgendwie freut man sich doch auf zu Hause. Und die einfache Regel der Frauen Kommunikation lautet hier: Männer, gebt das einfach zu und seid ehrlich… Denn am Ende ist es doch zu Hause am schönsten!
Und Freunde und Bekannte? „Übertreibung“ – die Urlaubskommunikation des Mannes an den Freundeskreis
Im absoluten Gegensatz dazu ist das Ziel der Kommunikation in Richtung „aller anderen Daheimgebliebenen“, den Männerurlaub so darzustellen, als wäre es
• Ganz easy mit der Freundin zu regeln gewesen,
• eine Selbstverständlichkeit, dass man so etwas regelmäßig machen würde,
• es (mal wieder) die Reise des Lebens ist und
• man vor lauter einzigartiger Eindrücke und Momente gar nicht mehr zum Atmen kommt.
Hier sind die Regeln gänzlich einfach, sind Social Media Kanäle heutzutage doch sowieso nur noch Repräsentationen des besseren Ich. Mit anderen Worten: Postet alles, was neidisch macht. Tut dies im Überfluß, damit auch der letzte nach 2 Wochen weiß, wo Ihr gewesen seid, was Du gegessen hast und vor allem was er verpaßt hat. Macht Bilder von den schönsten Orten und Momenten – die Devise lautet: Lieber einen einzigartigen Moment auf dem Smartphone gesichert haben, als ihn live wirken zu lassen.
Und den wirklichen Freunden gönnt Ihr einfach einen klassischen, gänzlich altmodischen Anruf und sagt ehrlich, wie schön es ist. Ganz ohne Stress und Angst vor niedrigem Akkustand, weil die Kamera und Facebook App mal wieder so viel Strom im Hintergrund schlucken…
PS: Meine Frau durfte den Artikel vorher lesen, da mir ihr Ok und Meinung wichtig sind. Sie zeigte mir den Mittelfinger, was ich als Freigabe interpretiert habe… Für mich heißt es somit ab sofort: Eine neue Taktik für den Urlaub erarbeiten… Ich werde berichten…
