Die Zeiten ändern sich oder um einmal einen ganz neuen revolutionären Satz der Weltgeschichte zu bringen „Früher war alles besser“. Was für eine Einleitung in einen solch tollen Artikel.
Aber in der Tat geht es mir nicht darum zu sagen, daß früher alles besser gewesen ist. Ich bin ein Kind der 80er und der festen Überzeugung, daß es keine bessere Zeit für mich hätte geben können und es keine Generation gibt, der ich lieber angehören wollen würde. „Was war“ oder besser „wer war“ ich in den Achtzigern? Es gab damals im Wesentlichen drei Typen von Jungs: Die Sportler, die Trinker – oder nennen wir sie die Partykönige – und die Nerds. Und nein, ich rede hier nicht von einem dieser schlechten Teenie Filme, sondern von der Realität. Selbstverständlich gab es auch gewisse Schnittmengen dieser Typen, aber im großen und ganzen sah es so aus: Entweder man hatte am Wochenende Training und ein Spiel vor sich, zwei bis drei Parties, die teilweise parallel liefen auf dem Zettel oder verbrachte 2 Tage umhüllt von einem Haufen Chips, Cola und Elektrosmog in einer Netzwerksession, die Tastatur kontinuierlich im Anschlag. Drücken wir es anders aus: Entweder man wurde von Mädels am Spielfeldrand angefeuert, hat sie auf Parties besoffen angebaggert oder wurde ignoriert. Letzteres nicht zwingend, weil es an Ausstrahlung oder Charme fehlte, sondern schlichtweg, weil die einzigen Frauen, die sich im Umkreis von Nerds tummelten, irgendwie eher nur „gute Freunde“ wenn nicht gar „Kumpel“ waren. Ein anderes Thema, ich schweife ab. Um das wenigstens noch festzuhalten: Ich war eine Mischung aus einem Nerd und Sportler. Außer Fußball und Computer gab es einige Jahre meines Lebens nicht viel anderes. Bis dann die Frauen kamen… Aber so enden ja viele Geschichten.
Gehen wir einige Jahre zurück in meinem Leben: Wie fing das eigentlich alles an? Und, liebe Frauen, die sich vielleicht ausversehen in diesen Artikel verirrt haben und trotz des letzten Absatzes noch nicht in emanzipiertem Kopfschütteln verfallen sind, lest nicht weiter. Es ist nicht interessant für euch. Ihr werdet es nicht verstehen. Bei euch wird nicht bei jedem zweiten Satz ein „Ohhh“ die Lippen verlassen, gepaart mit bunten 16Bit farbigen Bildern, die sich im Kopf abspielen. Ihr bekommt einen eigenen Artikel, versprochen. Mit einem ganz tollen Thema. Bald. Ganz bald. Aber versucht nicht, diesen Artikel zu verstehen. Bitte.
Legotechnik und der Geschmack von…
Zurück zum Thema, wie fing das eigentlich an? Ich erinnere mich an ungefähr 5 Jahre frische Luft, Kettcar fahren, Höhlen bauen und Fußball spielen. Wow, das ging schnell. Dann zog neben dem klassischen Lego langsam auch Lego Technik mit in das Kinderzimmer ein. Ich erinnere mich an die ersten Pneumatik Funktionen einiger Sets, dann den Motoren zum Antrieb. Alle betrieben mit diesen riesen Batterien, unglaublich. Aber ich bin der festen Überzeugung, daß diese Phase den Grundstein meiner Kreativität und somit meines heutigen Berufes gelegt hat. Legotechnik, diese unsäglich vielen angegnabbelten Steine, die man mit den Zähnen hat lösen müssen und die immer diesen komischen Geschmack auf der Zunge hinterlassen haben. Die kleinen schwarzen und grauen Verbindungsstücke, die man so schnell kaputt beißen konnte. Das Bauen ohne Anleitung und Schaffen ganz neuer Dinge. Toll. Eine Phase, der man sich als Vater eines jungen Sohnes in Kürze wieder gegenübergestellt sieht. Ich freue mich jetzt schon mehr, als er es je tun wird…
Carerra Bahn on the rocks
Was natürlich im Anschluß nicht fehlen durfte waren die klassischen Carerra Bahnen. Wieviel Zeit haben wir in Wettkämpfen zugebracht, unter dem Daumen immer die volle Kontrolle über die vermeidlichen Traumwagen der damaligen Zeit. Und anders als heute sind die Kupferdrähte gerne so schnell heißgelaufen, dass im Normalfall eine Stunde Pause angesagt gewesen ist, weil die Bahn einfach streikte. Doch schnell ward die Lösung gefunden und Mutti mußte Platz im Eisfach machen, damit die Wagen eine schnelle Kühlung erfuhren und das erneute Spielvergnügen nicht allzulange auf sich warten ließ. Klasse. Mir sind die Geräusche noch heute im Ohr, das Zischen der Autos über die Plastikbahn, das Klacken des Rundenzählers und auch das Gefühl im Daumen ist ein Leben lang nicht wegzubekommen. Wer einmal den Controller im Griff hatte, wird dies auch nach Jahren und Jahrzehnten noch können – das ist wie Fahrrad fahren. Ich bin den Beweis kürzlich angetreten, glaubt mir.
Und dann wurde es digital…
Mit den ersten eigenen Kassetten Playern nahmen wir eigene Radiosendungen auf. Der Walkman wurde zu einer Pflichtinvestition und auch die ersten digitalen Spielgeräte eroberten mein Herz. Bis heute erhalten geblieben ist das kleine Pocket Spiel „Green House“ von Nintendo, in der die große Herausforderung gewesen ist, mit einer Giftsprühdose herunterkrabbelnde Spinnen aufzuhalten. Das gleiche gab es noch als Donkey Kong. Erinnert ihr euch? Was habe ich mir Schlachten um den Highscore mit meinem Vater geliefert. Und rückblickend ist das Verblüffende, daß ein derart einfaches Spielprinzip uns alle so lange fesseln konnte. Und das gilt für die meisten der noch folgenden Dinge, die ich in diesem Artikel nenne. Weniger ist oftmals mehr.
Kurz darauf folgte Tomy Racing Turbo. Als kleiner Bengel am Lenkrad eines Porsche sitzen, der größte Traum. Rechts und links der Fahrbahn huschten die Bäume im grellen Licht vorbei. Einfach nur Kult und für mich der wahre Einstieg in die digitale Welt.
Der darauffolgende Schritt war der vermutlich Größte. So nannte ich im Anschluß einen C64 mein Eigen. Zu diesem Thema könnte ich alleine 3 Beiträge schreiben und werde das vielleicht auch noch tun. Für den Moment seien nur folgende Spiele in den Raum geworfen und jeder „Wissende“ unter Euch wird in Erinnerungen schwelgen und ein Grinsen auf die Lippen gezaubert bekommen: Ace of Aces, Barbarian, Boulder Dash, Bruce Lee, Bubble Bobble, Castle of Dr. Creep, Commando… lassen wir das lieber…, Ghosts’n’Goblins, Impossible Mission, Lemmings, Micropose Soccer, Paper Boy, Rick Dangerous, Test Drive, Turrican und nicht zuletzt die Joystick Killer Nummer 1 – Summer, Winter, World, California und Sex Games.
Ihr stellt fest, daß etwas fehlt? Ihr habt vollkommen recht. Hier die Alltime Favorites und unbestrittener Maßen legenärsten und besten Spiele aller Zeiten: Maniac Manson, Hanse, Kaiser, North & South, Pirates!, Spy vs. Spy und Zak McKracken.
Tja, zugegeben. An der Stelle kann ich aufhören, den Blog dichtmachen und bräuchte nie wieder etwas schreiben. Denn so ein Feuerwerk an Emotionen und Highlights werde ich auch im kreativsten Erguß nie wieder hinbekommen. Aber wir alle wollen den Rest der Geschichte ja auch noch hören. Wie ging es weiter? Welche technischen Errungenschaften schlossen sich an? Wie verlief das Leben nach dem C64?
Absolut ungeplant und somit spontan beschließe ich in dieser Sekunde, daß dieser Artikel fertig ist. Man soll aufhören, wenn es am schönsten ist und mir gefällt der Gedanke, daß ich mich jetzt mit meinen Erinnerungen an diese jungen und gleichermaßen Pionierjahre der digitalen Ära in den Abend verabschiede. Seid gewiß, daß die Geschichte einen zweiten Teil hat, der es ebenso schaffen wird, euch alte Bilder in den Kopf und Kribbeln in die Hände zu zaubern.
Load“AbendVollerErinnerungen“,8,1
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Syntax Error Zeile 21
Eine unglaubliche Zeit.
Das doppelseitige Klebeband auf den Hinterreifen der Autos zur besseren Haftung nicht zu vergessen.
Ich habe ein breites Grinsen nach diesem Artikel im Gesicht.